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Interview mit Kriminalkommissar Alexander Riedler

Alexander Riedler ist Oberstleutnant beim Linzer Landeskriminalamt. Im Interview mit mag4you erzählt er über Kriminalität im Internet und warum es sich immer lohnt, eine Anzeige zu erstatten.

Mag4you: Wie viel Cyberkriminalität gibt es in Oberösterreich?

Riedler: In Österreich gibt es 490.00 Strafanzeigen, 60.000 davon sind Cyberkriminalitätsdelikte, wir haben extreme Steigerungen jedes Jahr. Cybercrime sind Delikte, die auch im analogen Leben verboten sind, aber sich im Internet abspielen, zum Beispiel Erpressung, Betrug und Verleumdung, aber auch Angriffe, bei denen die Informations- und Kommunikationstechnologie selbst angegriffen wird. Mehr als die Hälfte sind Betrugsdelikte.

Mag4you: Welche Möglichkeiten gibt es für Internet-Betrug?

  1. Bestellbetrug: Den Webshop gibt es nicht, oder ich bestelle auf einer Vekaufsplattform ein Produkt, dass es nicht gibt.
  2. Investmentbetrug: Beim Cyber Trading Fraud investierst du dein Geld und wir vermehren das mit Charts und Cryptowährung.
  3. Vorauszahlungsbetrug: Die Betrüger/innen nehmen Kontakt auf und stellen viel Geld in Aussicht, brauchen aber im Vorfeld schon viel Geld. Das wird oft mit Erpressung kombiniert.

Die Lösung ist, ein bisschen skeptisch zu sein. Und zuvor zu recherchieren. Unser Tipp: Eine Behörde würde nie per SMS, Whatsapp oder über Ähnliches mit einer Person kommunizieren, sondern über Onlineportale oder per Post. Am besten ignorieren.

Mag4you: Worauf sollten Jugendliche aufpassen?

Riedler: Jugendliche sind oft von "Sextortion" - eine Wortkombination aus Sex und Extortion -  betroffen, da haben sich die Zahlen österreichweit binnen eines Jahrs verdoppelt. Das funktioniert so: Man wird angeschrieben, meistens wird ein Foto von einer sehr attraktiven Person mitgeschickt, man tauscht Fotos oder Videos aus, bis man belastendes Material erhält. Das wird dann gesammelt und danach wird man erpresst, dieses Private Materal zu veröffentlichen. Ratschlag: Auf keinen Fall zahlen, sonst wird immer wieder nachgefordert. Besser: Angst und Scham überwinden und Anzeige erstatten, oft wird das Material auch nicht veröffentlicht.

Mag4you: Warum hat sich die Zahl der Anzeigen verdoppelt?

Riedler: Internetkriminalität wird selten angezeigt, weil sich die Leute schämen und auch keine Versicherungsbestätigungen brauchen.Generell wird aber mittlerweile mehr angezeigt, gleichzeitig steigt auch die Menge an Fällen. Wichtig ist, sich nicht drängen zu lassen: Wenn jemand sagt: Wenn Du mich liebst, schickst du mir Geld, Fotos oder Ähnliches, dann kann man die Person gleich abhacken. Das hat nichts mit Liebe zu tun.

Mag4you: Wie oft kann ein Cyberkriminalitätsfall gelöst werden?

Riedler: Wir kümmern uns um jeden Fall und heften uns an die Täter/innen. In Oberösterreich haben wir eine der höchsten Aufklärungsquoten, mehr als jeder zweite Fall kann gelöst werden. Bei Kriminalität im Internet ist das auch je nach Phänomen schwieriger. Beim Bestellbetrug ist die Aufklärungsrate hoch, bei Ransomware-Angriffen auf Unternehmen ist es viel schwieriger, weil durch die Verschlüsselung, die IP-Adressenmanipulation etc. gute Spure selten sind. Im Internet wird nur jedes dritte oder vierte Delikt geklärt.

Mag4you: Wird immer ermittelt?

Riedler: Sowieso, wir versuchen alles, was geht und haben Expert/innen, die genau wissen, wie man ermittelt. Bei jedem angezeigten Internetdelikt laufen die Informationen nach Linz und von dort wird rückgemeldet, wie weiter vorgegangen werden kann. Das gibt es nur in Oberösterreich, im letzten Jahr wurden 7.000 Rückmeldngen ausgeschickt. Wenn die Daten vom Provider nicht gespeichert werden, wird es schwieriger die Täter/innen zu finden.

Mag4you: Im Film sind die Täter/innen der Polizei oft voraus, was Technik und Wissen angeht, stimmt da?

Riedler: Die größten Herausforderungen sind die rechtlichen Rahmenbedingungen, danach kommt die Menge, weil es so viele Fälle sind. So wie die Kriminalität muss sich auch die Polizeiarbeit ins Internet verlagern. Ein Täter kann mit einem Mausklick Tausende Delikte begehen, das dauert Monate für die Polizei. Wir sind dabei, bis zur kleinsten Polizeiinspektion zu modernisieren, es ist trotzdem technisch anspruchsvoll. Aber wenn es leicht wäre, könnte es ja jede/r. Wer weiß, vielleicht unterstützt uns ja in einigen Jahren ein/e mag4you-Leser/in.

Hier  kannst du das komplette Interview mit Oberstleutnant Alexander Riedler ansehen.

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