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Unter der schwarzen Decke

Mary Mayrhofer hat 2022 mit ihrem Projekt „Die schwarze Decke“ in der Kategorie „u19 – create your world“ den Prix Ars Electronica gewonnen.

Seit zehn Jahren leidet Mary an Depressionen, mit ihrem Matura-Projekt „Die schwarze Decke“ wollte sie zeigen, wie sich das anfühlt. „Depression hüllt Dich ein und kapselt Dich ab – so, als würdest Du einen Filter über das Leben drüberlegen. Das hat mich an eine Decke erinnert“, erklärt sie. Die Skulptur zeigt eine zusammengekauerte Person, die unter einer schwarzen Decke liegt, auf der Decke steht dieses Gedicht:

Die schwarze Decke umhüllt einen Menschen,
Aber der Mensch ist nicht mehr da.
Der Stoff ist fest geworden,
Hat sich versteift und ist erstarrt,
Als sich die Existenz in Nebel auflöste.
Der Mensch ist schon weg,
Vielleicht seinen Gedanken entflohen,
Oder den Grund der Donau erforschen.
Die schwarze Decke hat bereits Tränen aufgesogen
Und Gebete mitgehört.
Sie hat Schreie gedämpft
Und sich mit Blutflecken geziert.
Die schwarze Decke
Wie die letzte Ruhestätte einer Mumie,
Wie ein Sarg für jene, die noch leben.
Als letzte Erinnerung an alle,
Die zu müde waren, um sich am Ende des Tages einfach wieder hinzulegen

Das Gedicht ist an einem Tiefpunkt entstanden und wäre fast einem Abschiedsbrief beigelegt worden, erinnert sich Mary. Heute geht es der 20-Jährigen besser, aber sie kennt immer noch Höhen und Tiefen.

Ganz zuletzt beworben
Am letzten Tag der Einreichung bewarb sich Mary mit ihrem Matura-Projekt beim Prix Ars Electronica in der Kategorie „u19“. „Ich hätte nie gedacht, dass mein Projekt geeignet ist und habe 10 Minuten vor der Deutsch-Matura erfahren, dass ich die ‚Goldene Nica‘ gewonnen habe“, erzählt sie. Die Preisverleihung selbst beschreibt sie wie einen Fiebertraum. Auch eines ihrer Vorbilder, die amerikanische Performance-Künstlerin Laurie Anderson, war dabei und nannte Marys Werk „The greatest artwork of this years exhibition“. „Das werde ich nie vergessen“, erinnert sich Mary. Sie empfiehlt allen, die sich beim Prix bewerben wollen: „Mach‘s einfach. Zeig Deine geilen Kunstwerke her, es muss nicht technisch oder kompliziert sein.“

„Kunst ist Therapie“
Nach der Matura jobbt Mary in verschiedenen Berufen und bewirbt sich um die Aufnahme an der Kunstuniversität in Linz. Später möchte sie mal Kunsttherapeutin werden. „Es gibt nichts anderes, was mir so gut hilft“, erzählt sie. Durch das Experimentieren mit verschiedenen Medien kann sie sich und ihre Gefühle ausdrücken. „Meine Kunst ist das Chaotische, das Grausliche, das Um-die-Ecke-Gedachte. In weißen Galerien fühl ich mich nicht so wohl. Kunst ist für alle da und gehört allen“, erklärt sie. „Die Depression bleibt trotzdem ein Teil von mir. Mit der Zeit lernst Du damit umzugehen und ich hab auch schon längere Phasen, in denen es mir gut geht.“ Inzwischen fühlt sie sich sehr wohl auf der Welt und freut sich aufs Älterwerden und weiter Kunst machen.

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